Die Lesung des Bamberger Autors im Plauderton in Rüsselsheim kommt bei den Humboldt-Schülern gut an.
RÜSSELSHEIM – Dass Nevfel Cumart in seinen Schreibwerkstätten oft das Innerste aus den jungen Teilnehmern herauskitzelt, ist seit Jahren bekannt. Doch auch die Lesungen des in Bamberg wohnhaften Autors sind alles andere als langweilig. Am Montag war er an der Alexander-von-Humboldt-Schule zu Gast und riss die Schüler aus ihrer montäglichen Lethargie.
Mit seiner ihm eigenen Art nahm Cumart die Achtklässler gleich zu Beginn gefangen. Denn statt einfach nur zu lesen und sich auf eines oder mehrere seiner Werke zu beschränken, plauderte der Autor mit türkischen Wurzeln drauf los und erreichte nach kurzer Zeit auch diejenigen, denen die Unlust vor Beginn der Veranstaltung ins Gesicht geschrieben war.
Seine Eltern hätten ihm einen arabischen Namen gegeben, der eigentlich ein Mädchenname sei, zudem hätten die Eltern auch noch das Geburtsdatum vermasselt, so Cumart, der von jetzt auf gleich abdriftete, um mit den Schülern zu eruieren, worin der Unterschied zwischen Generalkonsulaten und Botschaften liegt und warum vor denen der Türkei stets mindestens ein Polizeiwagen geparkt ist.
Aus Schüchternheit und Desinteresse erwächst Lebendigkeit und Wissensdurst, denn Nevfel Cumart hat unter den Schülern nicht nur Exotenstatus, sondern beweist immer wieder, dass er einer von ihnen ist. „Natürlich war auch ich zerrissen zwischen zwei Kulturen, und vielen hier geht es genauso“, sagt Cumart, der stets versucht, die Schüler bei Lesungen oder Schreibwerkstätten auf der mentalen Ebene zu erreichen. „Wobei vieles nicht nur im Kopf, sondern auch im Bauch passiert.“ Dass Cumarts Konzept auch bei den Humboldt-Schülern aufgeht, bewiesen der Applaus und die ihm dargebrachte Aufmerksamkeit.
Daniela Amma