Der erste Internationale Tag der Demokratie an der Alexander-von-Humboldt-Schule

Die Klasse 10.2 wählte eine Debatte über die Senkung des Wahlalters auf 16 Jahre als Ausdruck ihrer gesellschaftlichen Partizipation.

Der Internationale Tag der Demokratie, der eigentlich am 15. September stattfinden sollte,  fand aus organisatorischen und unterrichtlichen Gründen am Montag, den 20. September in der ersten Stunde im Klassenraum der 10.2 mit Herrn Aydin, ihrem GL-Lehrer, und in Anwesenheit von Frau Bormuth und der UNESCO-Schulkoordinatorin statt. Unsere Schule hatte sich zuvor entschieden, als UNESCO-Schule diesen internationalen Tag der Demokratie in unseren Projektplan aufzunehmen und fest zu verankern.

In den drei vorangegangenen GL-Stunden hatten sich die Schülerinnen und Schüler anhand eines Planspiels mit dem Thema des Wahlalters auseinandergesetzt und sich auf die Debatte vorbereitet.  Die Klasse lieferte mit der Debatte „Let‘s discuss“ viele stringente Pro- und Kontra-Argumente zu der Fragestellung: Soll das Wahlalter auf 16 Jahre gesenkt werden? 

Während auf dem Smartboard gezeigte Folien die verschiedenen Phasen der Debatte unterstrichen, stellten zwei gut vorbereitete Schüler-Moderatorinnen ( Alexandra Savova und Lu Lohr) vier Mitschülerinnen und Mitschülern, ihren vier Gästen, knifflige Fragen zum Wahlrecht.  Der Schüler Patryk Mateusz Heinrich agierte als ein Politiker, die Schülerin Oliwia Karabulut spielte eine Anwältin, eine weitere Schülerin, Aleyna Lange stellte den Standpunkt der Schüler dar, und ein vierter Schüler, Maximilian Lange, bekleidete die Rolle eines in der Forschung tätigen Universitätsprofessors.

Daneben saßen einige Schüler als Fachexperten, die mit weiteren Argumenten den Thesen der Debattierenden zu Hilfe kamen.  Die Aufgabe des Publikums war es, mithilfe eines Beobachtungsbogens herauszufinden, welche Standpunkte die jeweiligen Akteure vertraten.

Was folgte war eine sehr gut vorbereitete Debatte mit klaren Fragen, „ Warum dürfen 16-jährige nicht wählen?“, „Was ist, wenn 16-jährige eine starke politische Meinung haben; wären Sie immer noch gegen das Wahlrecht für 16-jährige?“ und tiefgründige und pointierte Antworten der Gäste. Die Schülerin wandte zum Beispiel ein: “Wir tragen die Masken, aber andere entscheiden für uns“.

Einige der Gäste meinten, mit 16 sei es zu früh, dass sich die Jugendlichen mit der Politik auseinandersetzten. Der Forscher meinte, er sehe keinen Zusammenhang zwischen Alter und Reife. Schließlich seien viele Erwachsene unreif und er bestätigte, dass die Jugend sich sehr wohl für Politik interessiere. Der Politiker war der Auffassung, dass sich 16-jährige leicht beeinflussen ließen.

Es wurde erwidert, dass 16-jährige teilweise mehr wüssten als 18-jährige und es sollte bedacht werden, dass, wenn man mit 14 strafmündig wird, dass es dann auch erlaubt sein sollte, mit 16 zu wählen.  Außerdem wurde in der Runde de Gedanke eingeworfen, dass die Jugendlichen – hätten sie das Wahlrecht – kreativere Ideen als die Erwachsenen hätten. Am Ende der Debatte durfte das Publikum den Gästen Fragen stellen. So z.B. auf die Frage „Früher war das Wahlalter höher als 18 und als es gesenkt wurde, hatten viele die Sorge, dass die Senkung des Wahlalters falsch sei, aber heute finden das alle normal? Warum sollte man also nicht das Wahlrecht weiter senken?“ Der Politiker konnte den Fragensteller nicht überzeugen. Der Fragensteller mutmaßte, dass es aus präventiven Gründen bzw. aus Furcht vor der Inkompetenz der Jugendlichen kein Wahlrecht für 16-jährige gebe.

Nach der intensiven Debatte durften alle beteiligten Schülerinnen und Schüler in einem Sitzkreis wieder ihre eigentliche Identität annehmen und über ihre Befindlichkeit und Position während der Debatte reflektieren.

Ein Akteur fühlte sich teilweise wegen der schwierigen Pro- und Kontra-Argumentation leicht überfordert, eine andere, die in der Debatte die Pro-Argumente vertreten hatte, hatte sich beim Hinhören in vielen Kontra-Argumenten wiedergefunden.

Nun zeigte Herr Aydin das Ergebnis der ersten Klassenabstimmung vor der Debatte zur Senkung des Wahlalters, die 5 Ja-Stimmen, 1 Enthaltung und 15 Nein-Stimmen ergeben hatte und ließ die Klasse noch einmal abstimmen. Das Ergebnis überraschte vor allem die anwesenden Lehrkräfte, denn es zeigte kaum Veränderungen zur ersten Abstimmung: 5 Ja-Stimmen, 1 Enthaltung und 12 Nein-Stimmen. Drei Schüler hatten gefehlt.

Die Schülerinnen und Schüler begründeten ihre Position unterschiedlich: zum einen seien die Jugendlichen zu faul, um sich für Politik zu interessieren oder sie hätten nicht so viel Zeit. Einige fühlten sich von der Gesellschaft „unter Generalverdacht“ genommen, andere erkannten keinen Zusammenhang zwischen Alter und Wahlkompetenz. Ein Schüler erinnerte daran, dass das Wahlrecht ein Recht sei und keine Pflicht. Zum Schluss meinte Lukas, ein Schüler, dass es nicht viel gäbe, was in den Jugendlichen Interesse für die Politik wecken würde und dass die Schule das Interesse der Schüler mehr fördern sollte. Interessant war die Einstellung einiger Schülerinnen, die an sich für die Senkung des Wahlalters wären, die aber schließlich dagegen abgestimmt hatten, weil sie in ihrem Freundeskreis beinah die einzigen wären, diese Meinung zu vertreten.

Abschließend bedankten sich Frau Bormuth und Herrn Aydin bei den Schülerinnen und Schülern für ihr ausgezeichnetes Engagement in der Vorbereitung, Gestaltung und der gelungenen Durchführung des UNESCO-Projektes.

Giovanna Dolfi