Bericht zur Einführung einer „Ganztagsklasse mit Sportprofil“ an der AvH im Schuljahr 2008/2009

(27.08.2010) Die „Ganztagsklasse mit Sportprofil“ (Sportklasse, Klasse 5.1) wurde an der Alexander-von-Humboldt-Schule eingerichtet, weil Kinder sich aufgrund der zunehmenden Bebauung im Rhein-Main Gebiet immer weniger frei bewegen können und Bewegung in der Freizeitgestaltung von Familien nur noch eine geringe Rolle spielt, insbesondere dann, wenn es sich um sozial schwache Familien oder solche mit Migrationshintergrund handelt. Ziel dieses Angebots ist deshalb auch nicht die Förderung von Leistungssport, sondern eine breite sportliche Ausbildung, Vermittlung einer gesunden Lebensführung und die Stärkung von sozialen Schlüsselkompetenzen. Durch das Angebot einer solchen Klasse sollte zudem die Attraktivität unserer Schule im Hinblick auf gesundheitsbewusste und an einer ganzheitlichen Persönlichkeitsentwicklung orientierte Familien gesteigert werden.

Aus den Aufnahmeanträgen wurden zunächst 14 Jungen und 12 Mädchen aus sechs verschiedenen Grundschulen in die Sportklasse aufgenommen. Mithilfe eines Fragebo-gens wurde ermittelt, welche Sportarten in der Familie betrieben werden oder von besonderem Interesse sind und ob gesundheitliche Einschränkungen bestehen. Ein Kind hat Asthma, drei Kinder sind übergewichtig.

Umsetzung der Ideen und Ziele der Sportklasse

Kernstück des Konzeptes sind die beiden zusätzlichen Sportstunden im Ganztagsbereich, die zum Teil in Kooperation mit Sportvereinen und anderen außerschulischen Trägern in Lehrgangsform durchgeführt werden und sich damit bewusst vom schulischen Sportun-terricht unterscheiden. In diesem Schuljahr wurden folgende Lehrgänge durchgeführt:

  • Fahrradfahren (Jugendverkehrsschule und ADAC)
  • Taek Wan Do (Judoclub Rüsselsheim)
  • Volleyball (ohne Kooperationspartner)
  • Jonglage und Balancieren (Ralf Murken)
  • Leichtathletik (ohne Kooperationspartner)

Schülerinnen und Schüler der Klasse nahmen an den Schulwettkämpfen in Fußball und Volleyball teil und konnten dabei Wettkampferfahrung sammeln, sich selbst besser ein­schätzen lernen und im Team ihre sozialen Kompetenzen ausbauen. Für zukünftige Wett­kämpfe hat die Klasse als Maskottchen einen Tiger gewählt, der sie als Plüschtier überall hin begleiten soll. Inspiriert von den bereits vorhandenen Schultrikots entschied sich die Klasse für die Teamfarben Orange und Schwarz und kaufte von dem gemeinschaftlich auf dem Rüsselsheimer Weihnachtsmarkt erwirtschafteten Geld eigene T-Shirts.

Im Rahmen des Spiel- und Sportfestes zu Beginn des Schuljahres war die Klasse für die Durchführung des Bolzplatzturniers verantwortlich. Die Kinder zeigten dabei bereits eine erstaunlich hohe Kompetenz. Dies ist zum Teil sicher der Förderung sozialer Fertig- und Fähigkeiten im Vereinssport zu verdanken, die in der Schule weiterhin ausgebildet werden sollen. Es ist deshalb zu begrüßen, dass sich aus der Sportklasse sowohl der Unterstufen­sprecher als auch der zweite stellvertretende Schulsprecher rekrutierten.

Die Schülerinnen und Schüler der Sportklasse sind durchweg sportinteressiert, aber nicht notwendigerweise besonders talentiert, was eine beachtliche Heterogenität zur Folge hat. Mit Daniel Thur, der ab dem nächsten Schuljahr beim FSV Mainz 05 Fußball spielt, befin­det sich ein Leistungssportler in der Klasse. Alle Kinder werden dazu aufgefordert, sich Leistungsanforderungen zu stellen, wie zum Beispiel dem DAK Kids-Marathon, dem Mainuferlauf, dem Lions Quest Sponsorenlauf und dem Deutschen Sportabzeichen. Dabei steht weniger die absolute Leistung, als vielmehr die Motivation und die Bereitschaft im Vordergrund. Vier Jungen nehmen zusätzlich an der motorpädagogisch orientierten Sport-AG von Herrn Roth (Schulsozialarbeit) teil.

Der hohe Stundenanteil der Klassenlehrerin (Sport, Englisch, AL, Musik, Ethik und Poly­technik) begünstigte einen engen pädagogischen Bezug zu den SchülerInnen. Die Eltern wurden in das Konzept eingebunden, indem sie über insgesamt vier Newsletter Informatio­nen über gesundheitsbezogene Themen und Sportangebote erhielten. Sie wurden dazu angehalten, ihre Kinder zum Sporttreiben zu motivieren und sind verantwortlich für die Ein­tragungen in die Laufkarten, mit denen die Klasse am DAK Kids-Marathon im Oktober teil­nehmen möchte. Der Anteil an engagierten Eltern ist durch den Anmeldungsprozess er­wartungsgemäß hoch. Es finden regelmäßig Elternstammtische zusätzlich zu den vorge­sehenen Elternabenden statt. Gemeinsam mit den Eltern wurde beschlossen, auf Ausflü­gen auf gesunde Ernährung zu achten, indem die Kinder nur Wasser oder Saftschorlen und nur sehr begrenzt Knabbergebäck und Süßigkeiten mitbringen dürfen.

Sport und Gesundheit flossen als pädagogische “Leitidee” in den Unterricht ein. So wurde ein Besuch bei der Rüsselsheimer Feuerwehr zum Anlass genommen, sich im Sportunter­richt mit dem körperlichen Eignungstest für Feuerwehrleute auseinander zu setzen. In Englisch wurde den Themen „gesunde Ernährung“ und „Freizeitaktivitäten“ eine längere Einheit gewidmet. Besonderen Wert wurde auf die Einführung von bewegtem Unterricht gelegt. Hier sind außer Bewegungspausen und Entspannungsübungen auch die fachspe­zifischen Bewegungsaufgaben, wie zum Beispiel Laufdiktate, zu nennen. Hilfreich war hierbei, dass die Hauptfächer (Englisch, Deutsch, Mathe) von Sportlehrkräften unterrichtet wurden und der Klassenraum relativ groß war.

Ausblick

Im kommenden Schuljahr soll mit dem Schulsportzentrum Kontakt aufgenommen werden, da die AvH bislang bei der Talentsichtung für die Talentfördergruppen nicht berücksichtigt wurde. Die Schülerinnen und Schüler sollen nach und nach in der Schule Schiedsrichter­aufgaben und die Organisation von Sportwettbewerben und Veranstaltungen, wie zum Beispiel des Spiel- und Sportfestes übernehmen. Eine enge Zusammenarbeit mit der Nachfolgeklasse ist wünschenswert. Das Sportabzeichen soll von möglichst vielen Kindern absolviert werden. Es ist ein Schwimmlehrgang in Kooperation mit der DLRG geplant, bei dem Schwimmabzeichen und der Schwimmanteil für das Deutsche Sportabzeichen absol­viert werden sollen.

Längerfristige Vorhaben

  • Erweiterung des gemeinsamen Mittagessens
  • Gemeinsame Sportfreizeiten (z. B. Skifreizeit in Jg. 7)
  • verschiedene externe Ausbildungen, z. B. zum Sportassistenten, Sportmentor, Schulsanitäter, Schiedsrichter
  • Veranstaltungen und Projekte zu Gesundheit und Ernährung
  • Informationen über Ausbildungs- und Berufsmöglichkeiten im Bereich Sport und Gesundheit
  • Kontakt zu bekannten Sportlern mit Vorbildfunktion für die SchülerInnen

Es ist bislang noch keine Entscheidung darüber gefallen, wie lange die Sportklasse beste­hen bleiben soll. Folgende Modelle sind denkbar:

  • Jgst. 5 – 10, mit Neigungsgruppen ab Jgst. 9
  • Jgst. 5 – 10, mit Evaluation in Jgst. 6, so dass in Jgst. 7 Austritte und Neuaufnahmen möglich sind (Förderstufe!)

Im Schuljahr 2009/2010 wird in der Jahrgangsstufe 5 eine weitere Sportklasse angeboten.