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Projekte an der AvH

Schreibwerkstatt
Entspannte Schreib-Atmosphäre
Schreibwerkstatt mit Nevfel Cumart

(01.02.2006) In sehr entspannter Atmosphäre trafen sich 20 Schülerinnen und Schüler aus Klassen 7/8/9 zur diesjährigen Schreibwerkstatt in den Räumen der Evangelischen Kirchengemeinde KiDiBu.

Nevfel Cumart ist in der Schule als Schulschreiber schon seit 6 Jahren ein Begriff. Deshalb ließ er die TeilnehmerInnen nach einer kurzen Begrüßungsrunde sofort schreiben.

" Dazwischen“ – ein Gedicht zur Migration, das seine eigene Situation sehr gut beschreibt, war zum Einstieg gewählt worden.

Die Schüler sollten dann äußere Merkmale von Lehrern unserer Schule finden und beschreiben, ohne dass der Name bekannt war – eine Einführung zum genauen Beschreiben.

Dies fand seine Fortsetzung im Text „Ich bin ein Mensch“! Hier sollten die TeilnehmerInnen sich eine Person, ihre Charaktereigenschaften, ihre Lebensumstände ausdenken und eine Geschichte zu der beschriebenen Person entwerfen. „Dies ist eine Aufgabe, der sich Schriftsteller bei jeder Geschichte, bei jedem Roman stellen. Sie führen sogar seitenlange fiktive Interviews durch, damit ihnen die Figur beim Schreiben vertraut wird“, sagte Nevfel Cumart.

Die letzte Übung war, einen Geschichtenanfang weiter zu schreiben!

Nach 5 Stunden intensiver Textarbeit war die Schreibwerkstatt zu Ende. Die meisten Schüler waren von der entspannten Schreib-Atmosphäre begeistert. Einige haben zu Hause noch weiter geschrieben. Denn schließlich sollten die Texte schon am 18.2.06 in der Bücherei auf der Leine veröffentlicht werden!

M. Pöller

In den Texten bewusst mit der Sprache beschäftigen
Schreibwerkstatt der Humboldt-Schule mit Nevfel Cumart
Vom 04.02.2006

Kreativität, Selbstbewusstsein und das Finden individueller Ausdrucksformen sind wesentliche Aspekte der Persönlichkeitsentwicklung eines jeden Menschen. Gleichwohl sind es aber auch Lernziele, die im Schulalltag oft zu Gunsten von besser zu bewertenden Indikatoren in den Hintergrund treten. Denn in Orthographie, Grammatik und Wissen gibt es eben "wahr" und "falsch" - in der Emotionalität nicht.

Von André Domes

Vor mittlerweile 13 Jahren wurde an der Rüsselsheimer Alexander-von-Humboldt-Schule mit der Schreibwerkstatt ein Projekt ins Leben gerufen, das beide Welten zu verbinden sucht. Was 1993 als hessisches Förderprojekt an der Europaschule begann, ist heute ein etablierter und fest im Schulprogramm verankerter Teil der pädagogischen Arbeit. "Was müssen wir denn heute machen?", fragt eine Schülerin aus der Gruppe von Siebt-, Acht- und Neuntklässlern, die am jährlich stattfindenden Seminar der Schreibwerkstatt teilnimmt. "Müssen", entgegnet Autor Nevfel Cumart, der die Seminare seit sechs Jahren leitet, "tut ihr eigentlich gar nichts." Womit einer der wesentlichen methodischen Eckpunkte schon auf den Punkt gebracht ist.

Das Schreibwerkstatt-Seminar ist eine freiwillige Veranstaltung und findet nicht nur außerhalb des regulären Stundenplans, sondern auch außerhalb des Schulgebäudes in den Räumen der evangelischen Kirchengemeinde im Dicken Busch statt. "Wir wollen nicht gestört werden. Nicht von Pausengongs, nicht von Kollegen", erklärt Manfred Pöller, Lehrer der Humboldt-Schule, Organisator des Seminars und Leiter der wöchentlich stattfindenden Schreibwerkstatt-AG.

Nach dem Umzug in die schulferne Umgebung geht es dann rein in die Materie. Zunächst mit schreiberischen "Aufwärmübungen" wie Nonsens-Geschichten und Vorstellungs-Gedichten. Später dann werden die Aufgabenstellungen komplexer, ganze Geschichten werden verfasst, ausgefertigt und besprochen, gegebenenfalls auch verworfen. "Wichtig ist, jedem Schüler der schreibt, zunächst einmal die Wertschätzung gegenüber seiner Arbeit zu vermitteln", so Pöller. "Die Kritik der Texte soll daher eine Ermutigung im Sinne von Beratung sein." So finden auch stilistische Fragen, Grammatik und Rechtschreibung ihren Platz - mehr als Werkzeuge sind sie aber nicht.

Auch die Präsentation der Arbeitsergebnisse ist Teil des Konzeptes und so werden die Texte aus Seminar wie Schreibwerkstatt-AG regelmäßig öffentlich gemacht. Schon acht Broschüren mit insgesamt über 500 Texten sind auf diese Weise entstanden, Lesungen wurden veranstaltet und internationale Projekte verwirklicht. Zudem gibt es für alle Interessierten am Tag der offenen Tür (nächster Termin ist am 18. Februar) in der Schülerbibliothek die Möglichkeit, auf einer Wäscheleine präsentierte Texte mit nach Hause zu nehmen.

Der soziale Wert der Arbeit der Schreibwerkstatt lässt sich aus der thematischen Vielfalt der Texte ablesen. Die Auseinandersetzung mit Geschichte, ethnischen und kulturellen Spannungen findet ebenso ihren Platz in den Werken der jungen Autoren wie die persönliche Lebenswelt der Jugendlichen mit all ihren Widersprüchen, Unsicherheiten und schönen Seiten - eine Vielfalt, die auch Nevfel Cumart in seinen Texten und Gedichten widerspiegelt. Nevfel Cumart verstehe es meisterhaft, eine gleichermaßen konzentrierte wie entspannte Arbeitsatmosphäre zu schaffen, in der sich die Schüler schreiberisch öffnen können: "Durch seine Herkunft spricht er zudem auch ausländische Kinder an, die sich sonst vielleicht nicht so sehr der deutschen Sprache als Ausdrucksmittel widmen", erklärt Pöller. Dabei entsteht zwischen den Jungautoren und Cumart eine Vertrautheit, die noch jahrelang nachwirkt. "Ich bekomme viele Texte nach Hause geschickt und kommentiere diese auch", berichtet Cumart.

 

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