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Humboldtschüler schreiben ohne Ende
Projekt: AG Schreibwerkstatt gibt zum siebten Mal in 15 Jahren eine Textsammlung heraus – Erlös für Bibliothek

(01.11.2008) „Fantasia – schreiben ohne Ende“ heißt die neue Textsammlung der AG Schreibwerkstatt der Humboldtschule. Seit 15 Jahren schreiben Schüler der siebten bis zehnten Klassen dieser Arbeitsgemeinschaft Geschichten, Gedichte und Texte über Themen, die sie bewegen. Zum siebten Mal erscheint nun eine Auswahl der Ergebnisse ihrer Arbeit in gebundener Form.

Lehrer Manfred Pöller, der das Projekt betreut, freut sich über das große Engagement der Teilnehmer. „Viele, die schon in der elften Klasse sind und die Schule gewechselt haben, kommen trotzdem noch regelmäßig, um zu schreiben.“ In der Runde werden dann die einzelnen Texte vorgelesen und überarbeitet. Hier schämt sich keiner für seine Rechtschreibfehler. „Das ist das Tolle an der Schreibwerkstatt: Keine Noten!“

Außer den regelmäßigen Treffen gibt es einmal im Jahr ein Seminar, zu dem Schriftsteller eingeladen werden. Dieses Mal war es der deutsch-türkische Autor Nevfel Cumart, der mit den Schülern Texte zu den Themen „Einsamkeit“ und „Ich bin ein Mensch“ erarbeitete.

Viele der Texte drehen sich um typische Themen von Teenagern. So schreibt etwa Seha Özcelik in einem Gedicht: „Freundschaft ist das Wichtigste, was du im Leben hast.“ Zu großer Erkenntnis kommt ihre Mitschülerin Sonay Aydogdu: „Die Liebe trifft dich, ohne dir Bescheid zu sagen.“ Einige Kurzgeschichten, die Manfred Pöller mit den Jugendlichen erarbeitet hat, beschäftigen sich mit der Frage, was man wohl macht, wenn die Zukunft vor der Tür steht, oder wie es wäre, sein Leben als Wurm oder Coladose zu verbringen. Auch die Übertragung von klassischen Gedichten in moderne Sprache steht auf dem Programm der AG. So dichteten die Schüler etwa aus den Goethe-Zeilen „Es schlug mein Herz, geschwind zu Pferd“ die moderne Fassung „Mein Herz schlug bis zum Hals, total aufgeregt schwang ich mich auf mein Bike.“ Außerdem gibt es Texte zu philosophischen und sozialkritischen Themen. „Wieso ist das Leben so bedeutsam, wenn wir damit behutsam umgehen?“, fragt sich etwa Mathula Rajathurai. „Gibt es Antworten auf meine Fragen oder schwimmen die Fragen weiterhin wie einsame Fische im Meer?“.

Warum die Schüler auch nach dem Unterricht so viel Zeit in der Schule verbringen, erklärt der 16 Jahre alte Mohamed Skali: „Man kann seinen Gedanken freien Lauf lassen. Und seinen Gefühlen. Wenn man wütend ist, kann man die Wut an der Tastatur auslassen.“.

Im Gegensatz zu vielen anderen in der Schreibwerkstatt schreibt Mohamed keine Gedichte oder Geschichten, sondern Reden und Appelle gegen Ungerechtigkeit oder Umweltverschmutzung. In seinem „Appell an die Menschheit“, der in der neuen Textsammlung veröffentlicht worden ist, kritisiert er die Bush-Administration und fordert von jedem einzelnen, sich selbst zu informieren, anstatt sich von den Medien beeinflussen zu lassen.

Ein neues Großprojekt steht nun für die jungen Autoren der Schreibwerkstatt an: Sie sollen die Szenen für das nächste Schulmusical schreiben. Den Band „Fantasia – Schreiben ohne Ende“ kann man an der Humboldtschule für fünf Euro erwerben. Der Gewinn kommt der Schulbibliothek zu Gute.

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